Bei der Prüfung als Prüfer… eigentlich stressfrei.
Der Gang zum Auto endet jedoch vor dem Gebäude. Mit Brustschmerzen, Enge, aschfahl, Todesangst.
Bei Eintreffen des Rettungsdienstes ist eines der schwerwiegendsten Probleme, dass bei ausgeprägter Brustbehaarung und schweissgetränkter Haut die Elektroden des 12-Kanal-EKG kaum hielten und zum Teil manuell fixiert werden mussten.
Diagnose?
ST-Hebung in II,III,aVF, die Ableitungen V1 und V2 ließen aufgrund der schlechten Haftung nicht ableiten.
Klinik und EKG ergeben die Diagnose STEMI – Verschluß der RCA.
Die weitere Therapie erfolgte leitliniengerecht. Eine besondere Schwierigkeit stellt dabei das oral zu verabreichende Ticagrelor dar. Low-Output-Syndrom im Rahmen des Infarktes sowie Übelkeit im Rahmen der Morphingabe machen 2 Tabletten und einen Schluck Wasser zu einem ernsthaften Problem .
Der Übelkeit lässt sich durch Dimenhydrinat (Vomex) vorbeugen. Für das Trinken braucht es dann Überzeugungskraft.
Aber ist das überhaupt nötig? Was nutzt die präklinische Gabe von Ticagrelor?
Eine Antwort gibt das grade erschienene ATLANTIC-Trial.
Prehospital Ticagrelor in ST-Segment elevation myocardial infarction. N Engl J Med. 2014 Sep 11;371(11)
Die Fragestellung mag erstaunen, doch die Studie suchte nach Hinweisen darauf, das die prä-hospitale Gabe von Brilique die Coronardurchblutung schon vor einer Intervention verbessert. Diesen Nachweis blieb sich schuldig.
2 Ergebnisse erbrachte sie aber „so nebenbei“.
- Die Sterblichkeit ist nicht unterschiedlich
- Die Restenoserate sinkt bei prähospitaler Gabe.
Verkürzt: Die Mühe lohnt sich, ein zusätzliches (Blutungs-)Risiko entsteht nicht.
Ach ja, hatten wir Recht mit der Diagnose?
Dargestellt die hochgradige Stenose der Rechten Coronararterie (RCA)
und das postinterventionelle Bild.
Viel Erfolg.